GLR Alltag

 Mi. 17.12.2025

Beim Laufen am Morgen wiederum schlapp und ohne Freude. Es fällt schwer, die Strecke komplett durchzulaufen. Gleichbleibend trübes trocken-feuchtes Wetter; es wird nicht richtig hell.

Nach dem Frühstück wieder ein längerer Spaziergang. Der vorwiegende Eindruck ist, daß fast alles braun ist: die Äste der Bäume, die Blätter am Boden, der Weg, selbst die Häuser wirken braun. Es gibt nur die Nuancen hellbraun, grau-braun, beige und dunkelbraun, braun-schwarz. Der See spiegelt diese Farben wieder, und selbst die im Wasser schwimmenden Enten wirken braun getönt. Die ganze Stimmung hat etwas Braunes an sich. Wäre es nicht so kalt, dann wäre es ein wärmender Eindruck.


Längere Fahrt mit dem Fahhrrad zu einem großen Einkaufszentrum. Da er das Ambiente dort stets angenehm und interessant gefunden hatte, wollte er einfach einmal ausprobieren, sich dort aufzuhalten und Beobachtungen anzustellen, so wie ein anderes Umfeld und andere Eindrücke sie oft veranlassen. Außerdem gab es noch einige Kleinigkeiten, die er einzukaufen hatte.

Die Atmosphäre dort war trüber als bei seinen letzten Besuchen. Mehr Menschen aufgrund der späteren Tageszeit; das hatte er nicht bedacht. Viele von ihnen wirkten seltsam bedrückt, sogar traurig. Er wurde schnell müde. Es war ihm durchaus möglich, da, wo er sich gerade befand, in den Moment zu kommen, aber die Eindrücke waren auf eine ihm unerklärliche Weise billig, blaß, bedeutungslos. In der Mitteletage stand ein Klavier, auf dem Passanten, wenn sie wollten, spielen konnten. Aber die Klänge, nacheinander von zwei Spielern erzeugt, wirkten deplaziert und verstärkten noch das Gefühl allgemeiner Verlorenheit und Hohlheit.

Er erledigte seine Einkäufe. An der Kasse fiel ihm die Luxusuhr der Kassiererin auf. Obwohl hinter ihm eine lange Warteschlange stand, sprach er sie darauf an. Sie reagierte sofort sehr erfreut und hob deutlich das Handgelenk, um die Uhr genauer zu zeigen. Ihr Mann habe sie ihr geschenkt. Sie freute sich sehr über die Ansprache, und es war ein besonderer emotionaler Moment.

Danach erkundigte er sich an der Info-Theke, wo die Toilette sei. Dort angekommen, fand er eine überraschend großzügige Einrichtung vor, die ihn an die besten Luxushotels erinnerte. Hier war die angenehmste Umgebung der gesamten umfangreichen Gebäudeanlage anzutreffen. Sogar die Luft war frischer, kühler und wohltuender.

Beim Verlassen des Einkaufszentrums machte er einen kleinen Umweg, um sich den Weihnachtsmarkt auf dem Vorplatz anzuschauen. Es duftete nach Glühwein, ein eher aufdringlicher Alkoholgeruch. Kinder fuhren auf kleinen Kirmeswagen im Kreis. Für sie war es ein schönes Erlebnis. Laute amerikanische Weihnachtsmusik, ein bekannter Schlager, füllte den Platz. So sentimental die Musik auch war, etwas daran rührte ihn an und erzeugte ein warmes, wehmütiges Gefühl. Auf einmal war die Welt wie verändert.

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