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H. P. Lovecraft

GLR | 10.7.2022, Update 6.8., 16.8., 26.8., 28.8., 24.10., 29.4.2023 (Tabelle komplett neu und erweitert)

Howard Phillips Lovecraft, US-amerikanischer Schriftsteller
20.8.1890 – 15.3.1937

Alle meine Geschichten beruhen auf der grundlegenden Prämisse, daß die allgemeinen menschlichen Gesetze, Interessen und Gefühle im weiten Kosmos keine Gültigkeit oder Bedeutung haben. Für mich ist eine Geschichte, in der die menschliche Gestalt — und die lokalen menschlichen Leidenschaften, Zustände und Normen — als in anderen Welten oder Universen beheimatet dargestellt werden, nichts als kindisch.

Um das Wesen eines wirklichen Außenbezugs zu erreichen, sei es in Zeit, Raum oder Dimension, muß man vergessen, daß Dinge wie organisches Leben, Gut und Böse, Liebe und Haß und all diese lokalen Attribute einer vernachlässigbaren und vorübergehenden Rasse, die sich Menschheit nennt, überhaupt eine Existenz haben. Nur die menschlichen Szenen und Charaktere müssen menschliche Qualitäten haben.

Diese müssen mit schonungslosem Realismus gehandhabt werden (nicht mit Groschenromantik), aber wenn wir die Grenze zum grenzenlosen und abscheulichen Unbekannten überschreiten — dem schattengespenstischen Draußen —, müssen wir daran denken, unsere Menschlichkeit und unser Erdendasein an der Schwelle zurückzulassen.

H. P. Lovecraft, in einer Notiz an den Herausgeber von Weird Tales, zur Wiedereinreichung von "The Call of Cthulhu", Quelle: Wikipedia

Erzählungen/Lesungen

Die Fußnoten verweisen auf private Anmerkungen von mir. Zu einzelnen Einträgen habe ich Bewertungen1 beigefügt.

Deutscher TitelEnglischer TitelHöraufnahme
Das Grab, 1917 [2]The Tomb
Dagon, 1917 [3]DagonGregor Schweitzer
Jenseits der Mauer des Schlafes, 1919 [2½]Beyond the Wall of SleepGregor Schweitzer
Old Bugs, 1919 [1]Old Bugs
Die Aussage des Randolph Carter, 1919 [4½]The Statement of Randolph CarterGregor Schweitzer
Die Katzen von Ulthar, 1920 [3]The Cats of UltharGregor Schweitzer
Aus dem Jenseits, 1920 [3½]From BeyondGregor Schweitzer
Der Tempel, 1920 [2]The Temple
Arthur Jermyn, 1920 [0]Facts Concerning the Late Arthur Jermyn and His Family
Das Bild im Haus, 1920 [4]The Picture in the HouseGregor Schweitzer
Stadt ohne Namen, 1921 [3½]The Nameless CityGregor Schweitzer
Der Außenseiter, 1921 [1]The OutsiderGregor Schweitzer
Die Musik des Erich Zann, 1921 [4]The Music of Erich ZannDavid Nathan
Herbert West – Der Wiedererwecker, 1921/1922 [2½]Herbert West–Reanimator"Gregor Schweitzer
Hypnos, 1922 [2, sehr schwach]HypnosGregor Schweitzer
Die lauernde Furcht, 1922 [4]The Lurking FearGregor Schweitzer
Das Fest, 1923 [5]The FestivalDavid Nathan
Die Ratten im Gemäuer, 1923 [4½]The Rats in the WallsGregor Schweitzer
Das gemiedene Haus, 1924 [4] (Wikipedia)The Shunned House (lovecraft.fandom.com)Gregor Schweitzer, David Nathan
Gefangen bei den Pharaonen, 1924 [3½]Imprisoned with the PharaohsGregor Schweitzer
Das Grauen in Red Hook, 1925 [3¾]The Horror at Red HookGregor Schweitzer
Er, 1925 [3½]HeGregor Schweitzer
In der Gruft, 1925 [2]In the VaultGregor Schweitzer
Kühle Luft, 1926 [4½]Cool AirGregor Schweitzer
Der Ruf des Cthulu, 1926 [52]The Call of CthulhuJoachim Kerzel
Pickmans Modell, 1926 [3]Pickman's ModelGregor Schweitzer
Das seltsame Haus hoch oben im Nebel, 1926 [4]The Strange High House in the MistGregor Schweitzer
Der silberne Schlüssel, 1926 [52]The Silver KeyGregor Schweitzer
Die Traumsuche nach dem unbekannten Kadath, 1926/1927 [0 3]The Dream-Quest of Unknown Kadath
Der Fall Charles Dexter Ward (Roman), 1927 [52 - für mich das beste Werk von Lovecraft]The Case of Charles Dexter Wardjoliest, David Nathan
Die Farbe aus dem All, 1927 [4½]The Colour Out of SpaceGregor Schweitzer
Geschichte des Necronomicon, 1927History of the Necronomicon
Das Grauen von Dunwich, 1928 [4½]The Dunwich HorrorGregor Schweitzer
Die elektrische Hinrichtungsmaschine, 1929 (mit Adolphe de Castro) [1]The Electric Executioner
Der Hügel, 1929/30 (mit Zealia Bishop) [4]The Moundjoliest
Das Haar der Medusa, 1930 (mit Zealia Bishop) [1, sehr schwach]Medusa's CoilGregor Schweitzer
Der Flüsterer im Dunkel, 1930 [52]The Whisperer in DarknessDavid Nathan
Berge des Wahnsinns, 1931 [52]At the Mountains of MadnessDavid Nathan
Die Falle, 1931 (mit Henry S. Whitehead) [4]The TrapGregor Schweitzer
Schatten über Innsmouth, 1931 [52]The Shadow over InnsmouthLutz Riedel
Träume im Hexenhaus, 1932 [3½]The Dreams in the Witch HouseGregor Schweitzer
Das Grauen im Museum, 1932 (mit Hazel Heald) [4½]The Horror in the MuseumGregor Schweitzer
Durch die Tore des silbernen Schlüssels, 1932 (mit E. Hoffman Price4) [52]Through the Gates of the Silver KeyGregor Schweitzer
Der Mann aus Stein, 1932 (mit Hazel Heald) [4]The Man of StoneGregor Schweitzer
Das Ding auf der Schwelle, 1933 [4½]The Thing on the DoorstepLutz Riedel
Aus Äonen, 1933 (mit Hazel Heald) [3½]Out of the AeonsGregor Schweitzer
Der Baum auf dem Hügel, 1934 (mit Duane W. Rimel) [3½]The Tree on the HillGregor Schweitzer
Der Schatten aus der Zeit, 1934/35 [52]The Shadow Out of TimeDavid Nathan
Jäger der Finsternis (Der leuchtende Trapezoeder), 1935 [52]The Haunter of the DarkGregor Schweitzer, David Nathan
Das Tagebuch des Alonzo Typer, 1935 [4½]The Diary of Alonzo TyperGregor Schweitzer
Das Nachtmeer, 1936 (R. H. Barlow, ungeklärter Beitrag von HPL) [4½]The Night OceanGregor Schweitzer

Sekundärliteratur

GLR: Anmerkungen

Über die eindrucksvolle Sprachbegabung Lovecrafts möchte ich hier nicht viel schreiben; man muß sie selbst erlebt (erlesen) haben. Seine Beschreibungen erzeugen auf prägnante, zielsichere Weise eine ganz eigene Wirklichkeit. Die Kritik von sogenannten Fachleuten, er würde bestimmte Wörter wie "verrückt", "irrsinnig", "namenlos", "monströs", "grauenvoll", "düster" etc. zu oft verwenden, teile ich überhaupt nicht. Die Wiederholung ist notwendiger Teil eines gewissen hypnotischen Effekts, der den Leser in die gewünschte Stimmung versetzt. Und diese Stimmung ist keineswegs künstlich, gewollt oder aufgesetzt, sondern entspricht einem realen Erleben jedes Menschen. Sie hervorzurufen ist die Meisterschaft Lovecrafts, und ich kenne keinen Schriftsteller, der auch nur annähernd diese spezielle Intensität und Eindringlichkeit zu erzeugen vermöchte.

Was ich besonders genieße, ist die Art, wie Lovecraft rationales Denken, Wissenschaft und Genauigkeit zu dieser Atmosphäre der Düsternis, Angst, Furcht, Verzweiflung, Erschütterung und des kosmischen Grauens hinzufügt. Ich vermute, den meisten ist das noch gar nicht aufgefallen: Beide stehen in einer natürlichen Komplementarität zueinander. So verstanden offenbart sich der Grundansatz des Autors als sehr berechtigte und scharfsinnige Kulturkritik, denn Rationalität hat in unserer momentanen Gesellschaftskultur einen Platz eingenommen, der — wie gerade die aktuellen politischen Ereignisse und Umwälzungen beweisen — im Niedergang begriffen ist. Klares, genaues, um Faktizität bemühtes Denken hat nicht nur seinen Wert, sondern ist unverzichtbar. Aber es kann das Leben weder erklären, noch kann es die endgültigen Antworten auf die entscheidenden existentiellen Fragen liefern. Dessen war sich Lovecraft bewußt, und das macht ihn auf seine Weise einzigartig, denn er war zu dieser Erkenntnis selbständig gelangt und mit ihr seiner Zeit weit voraus.

Der Mensch ist nicht, was er meint. Sein Horizont ist zu begrenzt, daher kann er sich nicht in einem Kontext betrachten, der größer ist als die Welt seiner vernunftsmäßigen Projektion. In Lovecrafts Schriften findet sich eine viel umfassende, über Zeit und Raum hinausgehende Perspektive, zu der die ego-fixierte, beschränkte Selbstsicht, die das moderne Individuum vor allem durch eine irreführende kulturelle Konditionierung und Programmierung erhalten hat, nicht imstande ist.

Daß seine Schriften mit Furcht, Grauen und Bedrohung zu tun haben, ist keine bloße Marotte oder eine durch die Spezialisierung auf ein erzählerisches Genre bedingte Festlegung. Sondern Furcht, Grauen und Bedrohung erschüttern und führen aus der nur eingebildeten Sicherheit der Durchschnittsexistenz hinaus. Sie sind ein Mittel der Erweiterung und der Erneuerung.

GLR: Die andere Wirklichkeit des H. P. Lovecraft 1+2 (Audio)

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2 Diese Erzählungen bekommen von mir nicht nur die volle Punktzahl, sondern ich finde sie — natürlich vorwiegend aus persönlichen, nicht aus "objektiven" Gründen heraus — überragend.

3 Reine Fantasy-Erzählung mit endlosen Beschreibungen irgendwelcher geträumter Erlebnisse; Fabelwesen, Fabellandschaften und Fabelstädte mit Fantasienamen; aber alles leider nur Dekor und ohne Substanz. Für mich komplett ungenießbar. Leider ein großer Abstieg, verglichen mit den übrigen Werken Lovecrafts!

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